MARE LIBERUM
Mare Liberum e. V. dokumentiert Menschenrechtsverletzungen und Grenzgewalt gegen Menschen auf der Flucht in der Ägäis. Auf der lebensgefährlichen Fluchtroute zwischen der Türkei und Griechenland werden Migrant*innen regelmäßig von den Behörden mit gewaltsamen Methoden zurückgedrängt, um sie daran zu hindern, Europa zu erreichen. Durch das Veröffentlichen von Zeug*innenaussagen machen wir die Stimmen von betroffenen Menschen sichtbar und kämpfen gemeinsam für die Stärkung der grundlegenden Menschenrechte. Mit der Sammlung und Veröffentlichung von Daten zur allgemeinen Situation in der Ägäis erhöhen wir den Druck auf die zuständigen Behörden, die Menschenrechte zu achten und sie für ihre Menschenrechtsverletzungen zur Rechenschaft zu ziehen.
WAS WIR TUN
Sammeln von Zeug*innenaussagen: Mare Liberum baut Netzwerke mit Menschen auf, die Pushbacks erlebt haben und ihre Geschichten teilen wollen. Wir befragen Menschen auf der Flucht nach ihren persönlichen Erfahrungen und gleichen die erhaltenen Informationen mit anderen Quellen ab. All diese Informationen werden in unserer “Datenbank über Grenzgewalt und Pushbacks” gespeichert und für Medienarbeit, Advocacy und Kampagnen genutzt, um das öffentliche Bewusstsein für diese Menschenrechtsverletzungen zu erhöhen, sie zu stoppen und die beteiligten Behörden zur Verantwortung zu ziehen. Die Datenbank ist nicht öffentlich zugänglich, um die Menschen zu schützen, die uns ihre Informationen zur Verfügung gestellt haben.
Recherche: Mare Liberum führt Pressespiegel und Recherchen zu Daten von Migrationsbewegungen und “Operationen” von Grenzpatrouillen in der Ägäis durch. Wir sammeln alle öffentlich zugänglichen Informationen über Migration in der Ägäis und stellen sie in Beziehung zu den zuvor gesammelten Zeug*innenaussagen. Ein Teil der Recherche resultiert in Kontextinformationen für Artikel und Pushback-Zeugnisse, und der andere Teil in einem Archiv von Nachrichtenartikeln (das bald öffentlich zugänglich sein wird). Ziel ist es, einen historischen Überblick über die Situation auf See und die Grenzgewalt in der Region zu geben.
Advocacy: Mare Liberum setzt sich im Rahmen des Border Violence Monitoring Network für die Belange von Menschen auf der Flucht ein. Gemeinsam mit den anderen Partner*innerorganisationen reicht Mare Liberum Informationen über die Situation in der Ägäis bei verschiedenen Institutionen wie beispielsweise UN-Organen oder EU-Organen ein.
UNSERE ZIELE
Wir wollen der tödlichen abschottenden Grenz- und Migrationspolitik der EU etwas entgegensetzen und ein Zeichen des Widerstands gegen Grenzgewalt (in der Ägäis) setzen. Zu unseren Zielen gehören:
- Stärkung der grundlegenden Menschenrechte und des Zugangs zum Recht auf Asyl.
- Bewegungsfreiheit und sichere Fluchtwege für alle.
- Beendigung der Grenzgewalt.
- Solidarität mit Menschen auf der Flucht, die sich in einer sehr vulnerablen Situation befinden.
- Stärkung des öffentlichen Bewusstseins für die tödlichen Fluchtrouten und der Solidarität mit Menschen auf der Flucht.
- Erhöhung des Drucks auf die verantwortlichen Behörden, die in der Ägäis tätig sind, damit diese die Menschenrechte respektieren und für ihre Menschenrechtsverletzungen zur Rechenschaft gezogen werden.
- Unterstützung und Zusammenarbeit mit der Selbstorganisation von Menschen auf der Flucht.
UNSERE FORDERUNGEN
Unsere Dokumentation konzentriert sich auf die Grenzregion zwischen der Türkei und Griechenland, die seit dem EU-Türkei-Deal vom März 2016 einen noch höheren Grad an Militarisierung erreicht hat.
Nach wie vor sehen sich Menschen auf der Flucht gezwungen, in seeuntaugliche Boote zu steigen, um das vermeintlich “sichere Drittland” Türkei zu verlassen – Tag für Tag. Seit 2014 sind Tausende von Menschen bei dem Versuch ertrunken, die Ägäis zu überqueren. Die Festung Europa tut alles, um Schutzsuchende systematisch daran zu hindern, die EU zu erreichen. Dabei schrecken sie auch vor Demütigung, Gewalt und Folter nicht zurück.
Die Ägäis ist eine hoch militarisierte Grenzregion, in der Menschenrechtsverletzungen und Pushbacks an der Tagesordnung sind. Dies kann nicht als ein griechisches Projekt allein verstanden werden. Griechenland kann auf die Unterstützung Europas zählen, das Pushbacks und Gewalt an den Grenzen nicht nur duldet, sondern auch aktiv unterstützt. Die EU investiert Milliarden von Euro in die Militarisierung der Grenze. Sie unterstützt Griechenland nicht nur finanziell bei der gewaltsamen Abwehr von Menschen auf der Flucht, sondern tritt auch selbst bei solchen Einsätzen in Erscheinung, nämlich durch die europäische Grenzschutzagentur Frontex. Vor diesem Hintergrund fordern wir:
- Die griechischen Behörden müssen Menschen retten, die in Seenot geraten sind und deren Leben bedroht ist!
- Die tödliche, illegale Praxis von Pushbacks und anderen Menschenrechtsverletzungen muss beendet werden. Diese Verbrechen müssen aufgeklärt und die beteiligten Akteur*innen zur Rechenschaft gezogen werden!
- Die Schaffung von sicheren und legalen Fluchtwegen für alle. Bewegungsfreiheit für alle!
- Die Abschaffung aller Lager und die Schaffung sicherer Unterkünfte für Menschen auf der Flucht!
- Zivile Seenotrettungs- und Überwachungsmissionen dürfen nicht kriminalisiert und blockiert werden!
- Stoppt die Kriminalisierung von Menschen auf der Flucht und von Solidaritätsbewegungen!
- Frontex abschaffen!