Hallo, ich bin Shaker, ich komme aus Syrien, ich bin 23 Jahre alt. Ich habe Syrien wegen des Krieges verlassen und habe entschieden, nach Europa zu kommen, um ein besseres Leben zu führen. Ich litt unter dem Versuch, die Grenze zwischen Syrien und der Türkei zu überqueren, was mir schließlich gelang. Ich erreichte die türkische Küste, um meinen Weg nach Griechenland fortzusetzen. Ich versuchte es viermal, und beim vierten Mal schaffte ich es, aber ich wurde von der tragischen Situation hier auf der Insel Samos überrascht. Ich war zwei Tage lang auf der Polizeistation und habe einen Asylantrag gestellt. Dann haben sie uns aus der Polizeistation geholt. Sie sagten uns, wir sollen gehen und einen Platz zum Schlafen finden.

Wir suchten nach einigen Nichtregierungsorganisationen, die uns helfen können. Dann nahmen wir kleine Zelte, jedes Zelt für zwei Personen, auch wenn es für eine Person schon zu klein ist, aber wegen der großen Anzahl von Flüchtenden konnten sie nicht jeder Person ein Zelt geben. Die große Anzahl von Flüchtenden, die Zahl erreichte mehr als 8.000 Tausend Menschen, haben viele Probleme: Brände, es gibt keinen Arzt, das Essen war sehr schlecht, es gab keine Badezimmer oder Toiletten. Die Überraschung war, dass dies ein Land der Europäischen Union ist, die Länder der Gerechtigkeit und Ehrlichkeit.

Ich beschloss Englisch zu lernen. Ich ging zu einem Ort namens Banana House, das ist eine der Organisationen, die Flüchtenden helfen, die daran interessiert sind, Sprachen zu lernen, und ich begann zu lernen, damit ich mit den Menschen kommunizieren kann- gleichzeitig wartete ich auf die Entscheidung über meinen Asylantrag.

Ungefähr 6 Monate nachdem ich nach Samos gekommen bin, wurde es schlimmer durch das Coronavirus. Die Stadt und alles wurde geschlossen, sogar die Asylbehörden. Ich blieb in meinem Zelt, das ich mit meinen eigenen Händen gebaut hatte. Drei Monate lang ohne irgendetwas, kein Studium, keine Unterhaltung, nichts. Ich benutzte mein Telefon die ganze Zeit, um etwas Zeit zu verschwenden, und ich fühle nichts, außer langeweile. Deshalb habe ich auch keine Lust mehr auf mein Handy.

Nach 10 Monaten haben sie mir meine Karte gegeben und sie heißt ‘Ausweis’, damit ich mich besser bewegen kann. Ich wartete immer noch auf meine Asylentscheidung aber sie kam nicht. Dann habe ich mein Asylinterview gemacht und ich war überrascht, dass es um die Türkei ging und nicht um Syrien, mein Land, und der Grund war wegen der Vereinbarung der Europäischen Union, dass die Türkei ein sicheres Land für die Syrer ist. Ich habe weiter auf meine Asylentscheidung gewartet, bis ich von der Ablehnungsentscheidung überrascht wurde.

Nach dem ersten Lockdown ging ich als Freiwilliger zu einer Organisation namens Project Armonia, das jetzt wie meine zweite Familie ist, um mit mehreren Menschen zu kommunizieren und Erfahrungen zu sammeln und mein Englisch zu verbessern, bis ich nun ein ganzes Jahr lang mit ihnen arbeite.

Das ist es, worüber ich sprechen kann. Wenn man alles erzählen will, möchte ich ein ganzes Jahr lang die tragische Situation erklären, die ich durchgemacht habe, und das Gefühl, das ich hatte, und das Leben, das ich in meinem Zelt verbrachte, im Winter und im Sommer, in der Hitze und in der Kälte.

Manche Leute gehen illegal weiter, weil sie Geld haben, aber wenn man kein Geld hat, dann hat man keine andere Wahl als zu warten.

Man kann sich die Situation des Abschieds von eurem besten Freund oder eurem Cousin nicht vorstellen – wenn alle weggehen und ihr allein zurückbleibt. Nach all diesen Ereignissen sagen sie den Leuten, dass sie sie in das neue Camp verlegen werden, das weit weg vom normalen Leben gebaut wurde, weit weg von allem zwischen den Bergen und unter der Sonne gibt es keinen Schatten und nichts. Wenn man in die Stadt kommen will, braucht man zwei Stunden zu Fuß, und der Rückweg ist sehr schwierig, weil es ein Berg ist.

Jetzt, zwei Jahre nach meiner Ankunft, ist mein einziger Wunsch, aus diesem offenen Gefängnis herauszukommen, denn ich bin der täglichen Routine überdrüssig, ich will einfach nur weg von dieser Insel: Jetzt kann ich nicht mehr im Zelt sitzen, weil es zu heiß ist – ich benutze es nur noch zum Schlafen und verbringe meine ganze Zeit mit Armonia, auch im Urlaub, um mir die Zeit zu vertreiben, weil ich nicht alleine sitzen kann, ich fühle mich wie verrückt.

Mare Liberum i. A.

Gneisenaustraße 2a
10961 Berlin