Unsere Mission
Mare Liberum beobachtet mit einem eigenen Schiff die Lage der Menschenrechte in der Ägäis. Mit unserem Schiff sind wir vor der Küste der griechischen Insel Lesvos präsent. Als unabhängiger Beobachter führt Mare Liberum Recherchen durch, um die aktuelle Situation an der europäischen Grenze zu dokumentieren und zu veröffentlichen. Unsere Ergebnisse und Beobachtungen werden der europäischen Öffentlichkeit und Lobbygruppen für Geflüchtete zur Verfügung gestellt. Journalist*innen und Fotograf*innen sind eingeladen, an unserer Mission teilzunehmen, um die anhaltend prekäre Situation entlang der Grenze Türkei-Griechenland aufzuzeigen.
Die Bedingungen für Bootsüberfahrten von der Türkei zu den griechischen Inseln sind alles andere als sicher. Im Jahr 2019 starben 57 Kinder, Frauen und Männer im östlichen Mittelmeerraum auf dem Weg nach Europa. Dieses Jahr beklagen wir bereits 71 Tote seit Jahresbeginn (Stand: 23.07.2020, Missing migrants report). Während sich die öffentliche Aufmerksamkeit aus der Ägäis zurückzieht, hören die Ankünfte nicht auf, die Menschen besteigen immer wieder schwache Schlauchboote, auf denen sie ihr Leben riskieren. Auf dem Weg übers Wasser werden die Flüchtenden mit staatlichen Akteuren – wie zum Beispiel Nato und Frontex – konfrontiert, die im Rahmen des europäischen Grenzschutzes nicht immer in Einklang mit fundamentalen Menschenrechten operieren. An dieser Stelle setzt Mare Liberum an: Mit unserer Zeugenschaft, Dokumentation und Berichterstattung wollen wir langfristig den Druck auf staatliche Akteure auf beiden Seiten der Grenze erhöhen, illegale Push- und Pullback-Aktionen durch unsere generelle Präsenz verhindern und im Zweifelsfall auf Menschenrechtsverletzungen verweisen. Mare Liberum möchte Solidarität und universelle Menschenrechte stärken, als unabhängige Instanz fordern wir sichere Fluchtwege und ein Recht auf Bewegungsfreiheit für alle.
Unser Einsatz geschieht vor dem Hintergrund einer andauernden Militarisierung der Grenzregion zwischen der Türkei und Griechenland. Die Abschottung der Europäischen Union in der Ägäis ist heute schwerwiegender als vor dem EU-Türkei-Abkommen 2016. Während die EU kontinuierlich versucht, ihre Außengrenzen für Migrant*innen aus dem globalen Süden zu schließen, bilden wir ein Korrektiv, um der Abschreckungspolitik und der Externalisierung der europäischen Grenzen etwas entgegenzuhalten.
Als starker Unterstützer unserer Ziele entschied sich Sea-Watch e.V. im Frühjahr 2018, den 100 Jahre alten Kutter SEA-WATCH an Mare Liberum zu überschreiben. Nach den ersten zivilen Seenotrettungseinsätzen im zentralen Mittelmeer 2015 wurde das Schiff 2017 für eine einmalige „Beobachtungs-Mission“ in der Ägäis genutzt. Wir betonen die Notwendigkeit dieser Beobachtungs-Mission und setzen sie als Mare Liberum fort. Fliehende Menschen sehen sich noch immer gezwungen, in nicht seetaugliche Boote zu steigen, um das sogenannte „sichere Drittland“ Türkei zu verlassen – jeden Tag. Ihr Empfang in Griechenland ist unangemessen und oft nicht ansatzweise im Einklang mit grundlegenden Menschenrechten. Das unnötige Leiden auf der Suche nach einem sichereren Leben am Rande des Wohlstandes Europas geht weiter. Wir möchten die öffentliche Aufmerksamkeit auf diese Situation richten, Menschen anregen, mitzumachen und einen solidarischen Wandel in der europäischen Migrationspolitik einleiten.